Bemerkungen zu einem Förder-Modell, in dem «Darstellungs-Kompetenzen» und bildnerische «Verarbeitungs-Kompetenzen» miteinander verknüpft werden.

Einerseits brauchen Schülerinnen und Schüler Mut und den Willen, sich in persönlichen Traumbildern selbst zu exponieren, sich bildnerischen Schwierigkeiten zu stellen und ihre Arbeit zu reflektieren (Verarbeitungs-Kompetenzen). Andererseits müssen sie dazu bereit sein, ihre gewohnten bildnerischen Gestaltungsmöglichkeiten anzuwenden und  weiterzuentwickeln (Darstellungs-Kompetenzen).

Beispiel 1 (Kriterium s. Einlegekarte)
«Ich kann mit Hell-Dunkel- und Farbkontrasten, Farbklängen, Farbauftrag und Raumdarstellungsformen sowie mit Bildkompositionen experimentieren und meine Bildidee malend und fotografierend entwickeln.»‍
Während dieser Problemlösung stehen bildnerisch-gestalterische Darstellungsprozesse und Prozesse des reflexiven Verarbeitens in wechselseitigem Bezug zueinander. Kontinuierlich werden Bildlösungen erprobt, begutachtet, verworfen, erneuert, weiterentwickelt und präzisiert. Verarbeiten und Darstellen greifen ineinander. (vgl. Glaser-Henzer et al. 2012, S. 103-104). Falls die Schülerin mit gewohnten Darstellungsmustern und Bildkonzepten die gewünschte Bildwirkung nicht erzielen kann, muss sie neue Möglichkeiten suchen und entdecken. Daraus ergibt sich eine Erweiterung der individuell geprägten Bildsprache. Die Schülerin sollte dann ihren Prozess beurteilen und feststellen können, ob sie etwas auf eine für sie neue Weise bildnerisch ausdrücken kann und sich bewusst machen, was sie gelernt hat.

Beispiel 2 (Kriterium s. Einlegekarte)
«Ich kann Prozesse und Produkte präsentieren, begutachten und mein ästhetisches Urteil begründen. (Komposition, Farbeinsatz, Malweise, Kontraste, räumliche Wirkung).»
Das ästhetische Urteil ist eine Verarbeitungs-Kompetenz. Einerseits begutachtet der Schüler während des Malens kontinuierlich und intuitiv, was auf dem Papier entsteht, um sein Bild und seine Vorstellung weiter entwickeln zu können. Andererseits reflektiert und beurteilt er anhand von Kriterien, ob der Einsatz der bildnerischen Mittel (vgl. Klammer oben) seiner Darstellungsabsicht und der beabsichtigten Bild-Wirkung entspricht (kriterienorientiertes ästhetisches Urteil). Wahrnehmen, Vorstellen, Darstellen und Mitteilen sind in diesen Prozessen untrennbar miteinander verknüpft, beziehen sich wechselseitig aufeinander und bedingen sich gegenseitig. Indem im Unterricht beide Teil-Kompetenzen, die Darstellungs- und Verarbeitungskompetenzen berücksichtigt und miteinander kombiniert werden (vgl. Glaser-Henzer et al. 2012, S. 143), können Schülerinnen und Schüler wirksamer gefördert und gerechter beurteilt werden.